Sedimente I + II oder: Die Bohnensuppe
Was hat diese Pandemie mit uns allen gemacht? Darauf hat jeder und jede eine eigene Antwort.
Viele von uns hatten ungewöhnliche Träume – über das Virus und die Angst, was es mit uns macht. Wir haben diese Träume aufgeschrieben. Daraus ist eine Szenen-Collage entstanden.
Wer träumt, geht auf eine Reise – durch merkwürdige Welten, in Sieben-Meilen-Stiefeln oder in Zeitlupe. Die Szenen, die wir nachts im Schlaf durchleben, entziehen sich der Kontrolle durch unser Bewusstsein. Sie bringen unmittelbar und ungefiltert zum Ausdruck, wie verstörend, verunsichernd und absurd die veränderte Situation auf uns wirkt. Kann man sich in einen Fisch verwandeln, um den Aerosolen zu entkommen? Ist die Erde eine Kartoffel, und gelingt die Flucht aufs offene Meer, wenn kein anderer Ausweg mehr bleibt? Was tun, wenn die Fußgängerampeln auf einmal das tägliche Kontaktkontingent regulieren? Was tun, wenn die Möbel im Home-Office tagsüber ihre Ruhe haben wollen?
Die Eigenproduktion SEDIMENTE I+II verarbeitet die unbewussten „Ablagerungen“ der individuellen Pandemie-Erfahrung im Schlaf zu einem zweiteiligen Theaterabend. Während in den Traum-Szenen aus den ersten Monaten der Pandemie (SEDIMENTE I) Verunsicherung, Schrecken und Verwunderung im Vordergrund stehen, dominieren in den Sequenzen nach der Pause (SEDIMENTE II) mit Träumen aus dem laufenden Jahr Überdruss und Erschöpfung, Lebenshunger, Ärger, Sorge, Sehnsucht und der Wunsch nach Veränderung!
Die Traum-Szenen wurden anonym einzelnen Spieler*innen zugeordnet, die das Geträumte auf der Bühne verkörpern und in der Inszenierung für Dritte zugänglich machen ( … und bis heute wissen wir von vielen Szenen nicht, wer sie erträumt hat!). Für das Bühnenbild hat Regine Standfuss hängende Objekte entwickelt, die als „Traum-Tankstellen“ dienen und immer wieder neue Gestalten hervorbringen. Damit wird sichtbar, dass wir im Traum an einen Raum andocken, der die Grenzen der Vernunft sprengt und die Alltags-Logik außer Kraft setzt.
Künstlerische Leitung / Regie: Luzia Schelling
Ausstattung: Regine Standfuss
von und mit:
Cornelia Ambs, Christina Bäcker, Joachim Dörrfeld, Dagmar Eichner-Jentsch, Winfried Folz, Wolfgang Goergens, Friederike Hartmann-Hornberger, Johanna Haunschild, Marina Hübner, Gundula Lukas, Lisa Mair, Rahul Sahu